
Abbildung 1: Anfalls EKG 204/min, Schreibgeschwindigkeit 50 mm/s
Echokardiographisch bestand im Sinusrhythmus eine normale linksventrikuläre Pumpfunktion ohne relevante Vitien. Bei leicht eleviertem Troponin I (initial 94 ng/l) wurde eine Koronare Herzerkrankung invasiv angiographisch ausgeschlossen.
Im Ruhe EKG zeigte sich eine deutlich sichtbare Deltawelle (Abbildung 2), sodass der Verdacht auf eine antidrome AVRT bei offenem WPW-Syndrom gestellt und für den Folgetag eine elektrophysiologische Untersuchung geplant wurde.

Abbildung 2: Ruhe EKG im Sinusthythmus nach Sistieren der Tachykardie
Es bestand eine positive Deltawelle in I, II, aVL, V2-V6 und negativ in III, aVF, und V1 (Abbildung 2). Entsprechend des St. George‘s Algorithmus zur Lokalisation von akzessorischen Leitungsbahnen1, 2 wurde eine rechtsseitige posteroseptale Bahn vermutet.
Nach femoraler, venöser Punktion erfolgte die Positionierung eines multipolaren diagnostischen Katheters im hohen rechten Vorhof (HRA-), in HIS-Position und im rechten Ventrikel (RV). Der Versuch einen mehrpoligen Koronarsinus-(CS) Katheter zu platzieren war frustran, ebenso der anschließende Versuch einer direkten Angiographie des CS (AL1, AL2, RA Angiographie mittels Pigtail), die in Anbetracht der vermuteten septalen Lage der Bahn angestrebt wurde. Über eine transradial geführte Koronarangiographie wurde die CS-Anatomie indirekt dargestellt: Es zeigt sich kein CS-Divertikel, jedoch eine Anomalie des Koronarvenensinus mit atypischer Drainage in den rechten Vorhof (Abbildung 3), sodass auf einen CS-Katheter verzichtet wird.

Abbildung 3: Indirekte CS-Angiographie in LAO: prominente V. cardiaca magna (1), normal große V. cardiaca media (2), Anomalie des CS mit atypischer Drainage möglicherweise mit Konfluieren einer V. cardiaca parva (3) in den rechten Vorhof, mehrpoliger diagnostischer Katheter in HRA-Position (a), HIS-Position (b), RV (c), Führungskatheter in LCA (d)
Nach ausgedehntem konventionellem Mapping am Trikuspidalring kann bei frühester Aktivierung rechtsatrial, posteroseptal mittels 8 mm F-Kurve die akzessorische Bahn erfolgreich lokalisiert (Abbildung 4) und mit RF-Strom abladiert werden, max. 60 W ungekühlt , max. 80 Sekunden, gesamt 1100 Sekunden.

Abbildung 4: Abblationsposition rechts posteroseptal in LAO (d). Mehrpoliger diagnostischer Katheter in HRA-Position (a), HIS-Position (b), RV (c)

Abbildung 5: Intrakardiale Ableitungen während Ablation. Im Oberflächen EKG zeigt sich das Verschwinden der Präexzitation (δ), und Separation atrialer (A) und ventrikulärer (V) Aktivierung in ABL d ab dem zweiten Schlag. Der dritte Schlag entspricht in den Extremitätenableitungen und ABL d der Morphologie des ersten Schlags, die früheste Aktivierung ist in ABL d zu erkennen. Es muss sich hierbei um eine SVES handeln, die obwohl bereits beim zweiten Schlag schon keine Leitung über die Bahn mehr stattfindet, noch einmal über die akzessorische Bahn geleitet wird, bevor die Bahn dann bei den folgenden Sinusschlägen nicht mehr apparent ist.
Der Patient ist anschließend beschwerdefrei, das Ruhe-EKG vor Entlassung zeigt keine Präexzitation, auch ein postprozedurales Langzeit-EKG ist unauffällig, sodass der Patient am nächsten Tag entlassen wird und seine Arbeit wieder aufnehmen kann.
Entsprechend der DGK Pocket-Leitlinie: Fahreignung bei kardiovaskulären Erkrankungen (Version 2018) kann als Privatfahrer bei WPW-Syndrom mit Synkope nach effektiver Therapie eine Fahreignung attestiert werden. Für Berufskraftfahrer sieht die Leitlinie ein zusätzliches Intervall von einem Monat mit fachärztlicher Nachuntersuchung vor. Dem Bauarbeiter empfahlen wir die Kontrolle nach 4 Wochen abzuwarten, bevor er wieder in großer Höhe auf dem Gerüst arbeitet.
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